Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

"Aber jetzt rede ich" – das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ präsentiert seine neue Kampagne

Gewalt gegen Frauen passiert ständig und überall, vielfach wird sie jedoch ignoriert und bagatellisiert. Die Betroffenen bleiben oftmals allein. Obwohl jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt erfährt, suchen nur 20 Prozent Unterstützung.

Um noch mehr Frauen zu ermutigen, sich Hilfe zu suchen und Unterstützungsangebote wahrzunehmen, hat das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" eine neue Öffentlichkeitskampagne entwickelt. Unter dem Motto "Aber jetzt rede ich" stellt die Kampagne die Betroffenen selbst in den Fokus. Sie zeigt Frauen trotz aller Verletzlichkeit in ihrer Stärke – mutig, selbstbestimmt und entschlossen, einen Weg aus der Gewalt zu finden. Die Motive zeigen aber auch, vor welchen Herausforderungen Frauen dabei stehen und mit welchen alltäglichen Vorwürfen und Anfeindungen sie sich konfrontiert sehen.

Am 20. November 2018 wird Familienministerin Dr. Franziska Giffey die Kampagne der Öffentlichkeit vorstellen.

Frauen schweigen nicht länger

Die neue Kampagne verzichtet bewusst darauf, Gewalt bildlich darzustellen. Dennoch ist diese präsent: in prägnanten, vorwurfsvollen, verharmlosenden Aussagen, mit denen sich viele gewaltbetroffene Frauen konfrontiert sehen. "Das ist normal in einer Ehe", "Du bist doch selber schuld", "Das geschieht dir recht": Mit Sätzen wie diesen wird vielen betroffenen Frauen die Schuld gegeben für das, was ihnen widerfährt. Frauen sollen entmutigt, eingeschüchtert und vor allem: zum Schweigen gebracht werden. Auf jedem der acht Kampagnenplakate prangt ein solcher Vorwurf, eine Anschuldigung oder Bagatellisierung. Doch die abgebildeten Frauen haben eine starke, entschlossene Antwort: "Aber jetzt rede ich". Dies ist die Kernaussage der Kampagne.

"Aber jetzt rede ich": und zwar beim Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen". Der Hinweis auf das Beratungsangebot unter der Telefonnummer 08000 116 016 stellt den Schluss- und Wendepunkt des dargestellten inneren Monologs auf den Plakaten dar. Hier hören die speziell geschulten Fachkräften zu und suchen gemeinsam mit der Hilfesuchenden nach Lösungen.

Betroffenen eine Stimme geben

Im Rahmen der Kampagnenentwicklung wurden Einzelinterviews mit Betroffenen durchgeführt. Ihre Einschätzungen zu den abgebildeten Motiven und der Botschaft der Plakate sind maßgeblich in die Kampagne eingeflossen: "Die neue Kampagne finde ich gut", erklärt Felicitas A., die selbst jahrelang von Gewalt betroffen war. "Sie zeigt zwar die Verletzlichkeit der Frauen, spricht aber eben auch ihre Stärke an. Denn genau diese Stärke ist erforderlich, um sich Hilfe zu holen; um zu REDEN. Reden ist ein so elementarer und notwendiger Tabu-Bruch, um aus einer Gewaltbeziehung frei zu kommen!"

Langjährige Partnerschaftsgewalt, Zwangsehe oder sexualisierte Gewalt

Gewalt hat viele Gesichter. Sie betrifft Frauen in unterschiedlichsten Lebenssituationen. Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" berät alle Frauen und zu sämtlichen Gewaltformen. Diese thematische Breite reflektiert auch die Vielfalt an zitierten Vorwürfen und Einschüchterungen auf den Plakaten: Frauen, die jahrelang psychische Gewalt durch ihren Partner erleben ("Ohne mich bist du nichts") finden hier ebenso Unterstützung wie Frauen mit Behinderung, die häufig nicht ernst genommen werden, wenn sie sich mit ihren Gewalterfahrungen anderen anvertrauen ("Dir glaubt doch eh keiner"). Die Kampagne zeigt auch auf, welches perfide Rollenverständnis oftmals hinter der Gewalt steht ("Du gehörst mir") und geht darauf ein, welchen Einfluss in vielen Fällen das soziale Umfeld auf die Betroffenen hat ("Die Familie wird dich verstoßen"). Die Kampagne weist zudem darauf hin, wo Gewalt gegen Frauen enden kann ("Er wird uns überall finden"). Laut einer Studie des Bundeskriminalamtes im Jahr 2016 stirbt jeden dritten Tag eine Frau durch ihren Partner.

"Wir zeigen keine Opfer, sondern starke Frauen!"

Fünf sehr unterschiedliche Frauen leihen der Kampagne ihr Gesicht. Es sind Frauen, wie sie uns im Alltag begegnen: junge und ältere, mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Behinderung. Mit Lippenstift oder ohne. Verletzlich und zugleich stark. Frauen, die die Vielfalt unserer Gesellschaft widerspiegeln. Denn, so belegen Studien: Gewalt kann jede Frau treffen – unabhängig von Alter, sozialem oder kulturellem Hintergrund.

"Bei meinen Portraits versuche ich immer den Menschen zu begegnen und das, was ich sehe sichtbar zu machen", sagt Fotografin Monika Höfler. "Für das Hilfetelefon 'Gewalt gegen Frauen' wollte ich starke, entschlossene Frauen zeigen – und zwar ganz reduziert, ohne jeden Schnickschnack. Für mich galt es, mit der Kamera diesen ganz besonderen Blick einzufangen – einen Blick, der sagt: Ich lasse mich nicht zum Schweigen bringen!'"

Kräftige Farben, ungeschminkte Ästhetik

Die neue Kampagne unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der alten. Design und Farbgebung wurden überarbeitet, das Hilfetelefon-Orange durch ein auffallendes Magenta ergänzt. Die Frauenporträts in schwarz-weiß lenken die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche: den festen, entschlossenen Blick der Frauen, der ausdrückt: Ich schweige nicht länger, ich setze der Gewalt etwas entgegen, ich hole mir Hilfe.

"Das Thema 'Gewalt gegen Frauen' ist häufig belegt mit erschreckenden Bildern, die niemand gerne sehen möchte. Doch Gewalt ist oftmals viel subtiler. Wir wollten für die neue Kampagne daher eine Bildsprache schaffen, die Frauen nicht als Opfer, sondern als starke Persönlichkeiten zeigt. Die Motive sollen Mut machen, Hilfe in Anspruch zu nehmen." Annabelle M., Grafikdesignerin

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

Ob Gewalt in der Partnerschaft, Mobbing, Stalking, Zwangsheirat, Vergewaltigung oder Menschenhandel – das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" steht betroffenen Frauen rund um die Uhr kostenfrei unter der Rufnummer 08000 116 016 und online auf www.hilfetelefon.de zu allen Formen von Gewalt zur Seite. Die Beratung erfolgt anonym, vertraulich, barrierefrei und in 17 Fremdsprachen. Auf Wunsch vermitteln die Beraterinnen an eine Unterstützungseinrichtung vor Ort. Auch Bekannte, Angehörige und Fachkräfte können sich an das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" wenden.

Offizieller Kampagnenstart im November – Materialien bereits jetzt bestellen!

Die neue Kampagne "Aber jetzt rede ich" präsentiert Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey offiziell am 20. November 2018 in Berlin. Damit Sie die neuen Materialien für Ihre Veranstaltung rund um den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (25.11.) nutzen können, haben Sie ab sofort die Möglichkeit, diese über unser Webseite kostenfrei bestellen. Flyer, Plakate, Aufkleber, Notfallklappkarten und vieles mehr – bestellen Sie gleich hier!

Zum Start der Kampagne präsentiert die Bundesministerin darüber hinaus unseren neuen Kampagnen-Spot. Sie finden den Spot ab dem 20. November zum Herunterladen auf unserer Webseite und können ihn gerne für Ihre Öffentlichkeitsarbeit verwenden. Wir halten Sie auf dem Laufenden!

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