Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

30.08.2017

Kleine Aufkleber mit großer Wirkung – Gleichstellungsbeauftragte mobilisieren für das Hilfetelefon

Friederike Küsters und Nicola Roth sind Gleichstellungsbeauftragte in den niederrheinischen Gemeinden Goch und Weeze. Die beiden Frauen, seit Anfang des Jahres im Dienst, starteten mit einer vielversprechenden Aktion in ihre neue Aufgabe: Die Toilettenkabinen möglichst vieler Unternehmen in den Kommunen sollten mit einem Aufkleber des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" versehen werden und so das bundesweite Beratungsangebot bekannt machen.

Simple Idee, großer Erfolg

Dass manchmal schon eine einfache Idee zu besonderem Erfolg führen kann, haben die Gleichstellungsbeauftragten Friederike Küsters und Nicola Roth in Goch und Weeze bewiesen. Ihr Alltag sieht viel Verwaltungsarbeit bei begrenzter Stundenanzahl vor. Projekte im eigenen Ort oder gar übergreifende Projekte umzusetzen, gestaltet sich da oft schwierig. Das Thema "Gewalt gegen Frauen" liegt beiden jedoch am Herzen. Als Friederike Küsters die Aufkleber des Hilfetelefons in den Unterlagen ihrer Vorgängerin fand, war die Idee für eine Aktion geboren: Seit Februar spricht sie zusammen mit Nicola Roth die lokalen Unternehmen an und bittet diese, in den Toilettenkabinen die Aufkleber mit der Aufschrift "Du bist nicht allein" anzubringen.
 
Die Aufkleber machen auf das bundesweite Angebot des Hilfetelefons aufmerksam und zeigen die einprägsame Rufnummer, die rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr erreichbar ist. "Manchmal muss man sich einfach nur genau umschauen und wahrnehmen, welche Möglichkeiten direkt vor der eigenen Nase liegen", erzählt Friederike Küsters. "Die Aufkleber waren schon da und wir mussten nur zugreifen und umsetzen."  Ziel war es, in beiden Gemeinden alle Betriebe, von Cafés über Optiker und den Partyservice, mit den Aufklebern zu versorgen. Dabei ging es neben Toiletten mit Publikumsverkehr auch explizit um betriebsinterne Toiletten, die von Mitarbeiterinnen genutzt werden. "Je mehr Menschen das Angebot des Hilfetelefons kennen, desto mehr Betroffene können wir erreichen", so Roth.

Aufkleber auf der Innenseite der Toilettentür sind unübersehbar

Gewalt in Ehe und Partnerschaft, sexuelle Übergriffe und Vergewaltigung oder Stalking und Cybermobbing – dies sind nur einige Formen von Gewalt gegen Frauen, die viele Ausprägungen hat. Die Aufkleber-Aktion zeigt betroffenen Frauen sowie deren Umfeld eine konkrete Möglichkeit, sich Hilfe zu suchen. Die Positionierung der Aufkleber auf den Innenseiten der Toilettentüren macht die Botschaft unübersehbar. Der Blick fällt unweigerlich auf die "Du bist nicht allein"-Botschaft des Hilfetelefons und die wichtige Rufnummer. "Wir würden uns wünschen, dass alle Frauen, die von Gewalt betroffen sind, das Angebot des Hilfetelefons kennen und für sich nutzen können", sind sich Küsters und Roth einig.

Zunächst hieß es Klinken putzen

Die Idee der beiden Gleichstellungsbeauftragten bedeutete zunächst Klinken putzen. "In persönlichen Gesprächen konnten wir von der Dringlichkeit des Themas überzeugen. Wir haben offene Fragen beantwortet und Aufkleber vor Ort gemeinsam angebracht", berichtet Nicola Roth. Zusätzlich wurden die Betriebe per Post von den Verwaltungen der Orte Goch und Weeze angeschrieben. Durch diese offizielle Ansprache konnte sich die Aktion über die Grenzen der beiden Orte hinaus verbreiten. Umliegende Ortschaften wurden mit einbezogen und auch hier bekamen die Gleichstellungsbeauftragten positive Rückmeldung von den angeschriebenen Unternehmen. Je mehr Betriebe sich beteiligten, desto leichter wurde es, neue zu gewinnen.
 
"Es entwickelte sich eine Art Kettenreaktion. Mit wachsender Größe der Aktion wurde es für Unternehmen immer attraktiver, sich zu beteiligen", so Küsters. Die Gleichstellungsbeauftragten ließen auf den Webseiten der Gemeinden eine Liste aller beteiligten Betriebe veröffentlichen. Ein Anstoß, dem weitere Betriebe folgten: So erzählt Friederike Küsters, dass ein Gynäkologe direkt nach Informationsmaterialien fragte, um sie in seinen Praxisräumen auslegen zu können. Nachfrage und Beteiligung sind mittlerweile so groß, dass die 200 Idee gebenden Aufkleber vom Anfang längst nicht mehr ausreichen. "Über die Webseite des Hilfetelefons können wir ganz unkompliziert und kostenlos Materialien nachbestellen. Neben den Aufklebern können wir so auch alle Anfragen nach weiteren Informationsmaterialien problemlos bearbeiten", erzählt Roth.
 
Inzwischen beteiligen sich 130 Betriebe, 80 davon in Goch und 50 in Weeze an der Aktion und es kommen stetig neue Zusagen hinzu. Nur sehr wenige angesprochene Unternehmen lehnten eine Teilnahme ab.

Die Aufkleber-Aktion zieht weite Kreise

Die Aufkleber-Aktion der Gemeinden Goch und Weeze zeigt, dass es sich lohnt, neue Wege zu gehen. Nicola Roth betont: "Der Erfolg der Aktion übersteigt unsere Erwartungen. Und auch aus Sicht der Unternehmen und der Gemeinden können wir uns über eine gelungene Umsetzung freuen." Durch das Projekt können Küsters und Roth Bewusstsein für ihre Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte schaffen. Hinzu kommt, dass mit steigender Beteiligung der Unternehmen auch die Print- und Onlinepresse auf die Aktion aufmerksam wurde. Plötzlich war das Thema "Gewalt gegen Frauen" auf der öffentlichen Agenda. Zeitungsartikel thematisierten die Aktion der Gleichstellungsbeauftragten, die erfolgreiche Zusammenarbeit der Gemeinden und das Beratungsangebot des Hilfetelefons.
 
Sogar beim nahe gelegenen Parookaville Festival mit 80.000 Besucherinnen und Besucher waren die Gleichstellungsbeauftragten im Juli mit Materialien des Hilfetelefons vertreten. In der Mitnahme der Infokarten und der Bekanntmachung der Hilfetelefon-Nummer sehen die Gleichstellungsbeauftragten einen großen Erfolg. Auch eine benachbarte Gemeinde plant eine eigene Umsetzung der Aufkleber-Aktion zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen im November. "Das Angebot des Hilfetelefons ist mittlerweile Thema von Mittagspausen, Café-Besuchen und Teammeetings", weiß Friederike Küsters. Nicht zuletzt sensibilisiert die Aufkleber-Aktion die beteiligten Unternehmen selbst, ein Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz zu entwickeln.
 
Nicola Roth und Friederike Küsters haben immer ein paar Aufkleber in ihrer Tasche und fragen bei Café-Besuchen und privaten Terminen regelmäßig nach, ob sie nicht einen der orangenen Aufkleber auf der Toilette anbringen dürfen. Sogar auf der Straße werden die Gleichstellungsbeauftragten von Passantinnen und Passanten, die von der Aktion gelesen haben, auf die Aufkleber angesprochen. Die Aktion hat vor Ort ein Zeichen gesetzt und scheint hier genau am richtigen Fleck, zur richtigen Zeit, zu sein.

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