Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

28.9.2022

"Digitale Gewalt ist Gewalt" – Wie Frauen sich davor schützen und daraus befreien können

Friederike Behrendt, Sozialarbeiterin im FRIEDA-Frauen*zentrum e. V. spricht über Hilfsmaßnahmen und Prävention

 "Digitale Gewalt passiert auf unterschiedliche Arten. Manche Bedroherinnen und Bedroher verschaffen sich Zugang zu einem E-Mail-Account, in dem sie das Passwort erraten. Andere setzen GPS-Geräte ein, um Betroffene zu stalken. Manchmal haben Frauen mit ihren Partnern gemeinsame Accounts, deren Daten nach der Trennung missbraucht werden, um die Frau zu nötigen oder bloßzustellen." Friederike Behrendt ist Sozialarbeiterin mit dem Schwerpunkt Cyberstalking und anderen digitalen Gewaltformen im Anti-Stalking-Projekt des FRIEDA-Frauen*zentrums e. V. in Berlin. Sie berät Frauen, die damit konfrontiert werden und klärt auf, was präventiv getan werden kann, um digitale Gewalt zu verhindern.

Präventiver Schutz vor digitaler Gewalt

Bewusster Umgang mit den eigenen technischen Geräten, eigene Entscheidungen treffen, selbst Accounts einrichten, ohne das Passwort zu teilen – das sind wichtige präventive Maßnahmen zum Schutz vor digitaler Gewalt.

"Wir führen Workshops und Veranstaltungen durch, um Frauen den selbstbestimmten Umgang mit ihren Geräten zu erleichtern. Wenn man sich mit dem Thema digitale Selbstbestimmung auseinandersetzt, ist das eine wichtige präventive Maßnahme, um sich vor digitaler Gewalt zu schützen," sagt Friederike Behrendt.

Zum präventiven Schutz gehören auch das Sichtbarmachen und das klare Benennen der digitalen Gewalt in der Öffentlichkeit. "Digitale Gewalt ist Gewalt. Sie hat reale Auswirkungen auf Betroffene. Das ist nicht allen Menschen bewusst. Viele Menschen kennen den Begriff überhaupt nicht."

Das können Betroffene tun

Viele Betroffene wissen nicht, an wen sie sich wenden und wie sie reagieren können, um sich vor digitaler Gewalt zu schützen. "Wichtig ist: Die Frauen müssen mit dieser Situation nicht allein bleiben. Sie können und sollen sich Hilfe holen", sagt Friederike Behrendt. Das ist in einer Fachberatungsstelle wie dem Anti-Stalking-Projekt im FRIEDA-Frauen*zentrum e. V. möglich.

"Wir raten nicht dazu, sofort Passwörter zu ändern oder Spy-Apps zu löschen", sagt Friederike Behrendt. Ein plötzlich gesperrter Zugang zu einem Account oder Gerät kann für Betroffene gefährlich werden, wenn der Täter bemerkt, dass er nicht mehr darauf zugreifen kann. Zuerst soll also geklärt werden, ob die betroffene Frau sich in einer potenziell gefährlichen Situation befindet. Betroffene können mit der Beraterin oder dem Berater der jeweiligen Fachberatungsstelle gemeinsam überlegen, was sie für ihre Sicherheit brauchen.

Möglicherweise möchten die betroffenen Frauen digitale Gewalt zur Anzeige bringen. Dafür ist es ratsam, vor dem Sperren der Zugänge Beweise zu sichern und die stattgefundene digitale Gewalt zum Beispiel durch Screenshots zu dokumentieren.

Anschließend sollten je nach Form der digitalen Gewalt Passwörter geändert, gemeinsame Verträge oder Accounts aufgelöst und Geräte auf Werkseinstellungen zurückgesetzt werden. "Jetzt geht es darum, sich aus der digitalen Überwachung zu befreien", sagt Friederike Behrendt.

FRIEDA-Frauen*zentrum e. V.

Das Anti-Stalking-Projekt mit Fachbereich Cyberstalking des FRIEDA-Frauen*zentrum e. V.

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