Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

30.08.2017

"Und er wird es wieder tun" – Neues Buch von Simone Schmollack handelt von Gewalt in der Partnerschaft

Simone Schmollack, taz-Journalistin und Buchautorin, setzt sich bereits viele Jahre beruflich mit dem Thema "Häusliche Gewalt" auseinander. Aus zahlreichen Gesprächen mit Expertinnen und Experten sowie Betroffenen, ist nun ihr Buch "Und er wird es wieder tun – Gewalt in der Partnerschaft" entstanden. Darin gibt die Autorin Einblicke in den Tatort Beziehung.

Frau Schmollack, Sie setzen sich durch Ihre Arbeit als Journalistin bereits seit Jahren mit dem Thema "Häusliche Gewalt" auseinander. Warum haben Sie sich gerade jetzt dazu entschieden, ein Buch zu dem Thema zu veröffentlichen?

Schmollack: Es gibt bereits zahlreiche Fachliteratur zu dieser Form von Gewalt. Dennoch haben der Verlag und ich erkannt, dass es eine Lücke im Bereich Literatur für Betroffene gibt. Genau hier wollen wir ansetzen und Betroffenen zeigen: Du bist nicht allein. Auch andere Betroffene sind einen ähnlichen Weg gegangen oder gehen ihn gerade. Und ganz wichtig: Es gibt einen Ausweg und Hilfsangebote. 

Das Buch basiert zu großen Teilen auf Gesprächen mit Expertinnen und Experten sowie Betroffenen. Wie kamen diese Gespräche zustande und gab es im Zuge der Recherche Begegnungen, die Sie besonders bewegt haben?

Schmollack: Ich habe mein Projekt in Frauenhäusern und Hilfeeinrichtungen vorgestellt und so betroffenen Frauen ermöglicht, mir ihre Geschichte zu erzählen. Die Frauen, mit denen ich gesprochen habe, wurden von ihrem Partner eingesperrt, getreten oder verprügelt. In manchen Fällen bedeutete das Treffen mit mir für die Frau eine konkrete Gefahr. Diese Schicksale haben mich trotz professionellen Abstands immer wieder berührt. 

Was war Ihnen bei der Umsetzung des Buches besonders wichtig?   

Schmollack: Es gibt zwei Dinge, auf die ich beim Schreiben besonderen Wert gelegt habe. Zum einen hat Häusliche Gewalt viele Facetten, beispielsweise auch Gewalt gegen Kinder oder gegen Eltern. Es war mir deswegen wichtig, mein Themengebiet, Partnerschaftsgewalt, klar abzugrenzen. Zum anderen war mein Anspruch, deutlich zu machen, dass auch Partnerschaftsgewalt viele Gesichter hat und keinen bestimmten Personenkreis trifft. Genau aus diesem Grund zeigen meine Fallbeispiele die Geschichten von Menschen unterschiedlichen Alters und Herkunft, in unterschiedlichen Lebenssituationen mit unterschiedlichen Gewalterfahrungen.

Was sind Ihrer Ansicht nach die nächsten notwendigen Schritte, um Frauen, die Häusliche Gewalt erleben, zu unterstützen und zu stärken?

Schmollack: Die Bekanntheit von Beratungsangeboten, wie dem Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" muss immer weiter gesteigert werden, damit möglichst viele Betroffene erreicht werden können. Eine weitere Baustelle sehe ich beim Umgangsrecht der Väter, das häufig stärker gewichtet wird als der Gewaltschutz. Ist das Ergebnis eines Gerichtsprozesses, dass Gewalt nachgewiesen ist und darf der Vater die Kinder dennoch sehen, vielleicht sogar unbegleitet, dann halte ich diese Entscheidung für schwierig. Ich glaube, hier müssen die Rechte der Mütter, auch mit Blick darauf, dass sie sich aus der gewaltvollen Beziehung befreien, unbedingt gestärkt werden.

Simone Schmollack ist taz-Journalistin und stellvertretende Ressortleiterin Inland. Sie studierte Germanistik und Slawistik in Leipzig und Smolensk sowie Journalistik an der Freien Universität in Berlin. Sie ist Autorin mehrerer Bücher und beschäftigt sich im beruflichen Kontext bereits seit Jahrzehnten mit dem Thema Häusliche Gewalt.



© Barbara Dietl
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