"Hinter Türen" – eine Graphic Novel gegen das Schweigen
Gewalt gegen Frauen findet mitten in der Gesellschaft statt – aber viel zu oft wird darüber geschwiegen. Diese unbequeme Wahrheit thematisieren die Künstlerin Isabel Kreitz und der Illustrator Stefan Dinter in ihrer neuen Graphic Novel "Hinter Türen", die in Zusammenarbeit mit dem Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" entstand.
Jede dritte Frau in Deutschland hat schon einmal körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt. Doch vielfach wird diese Tatsache toleriert, ignoriert oder schlichtweg bagatellisiert. Diese Erfahrung machen auch die Protagonistinnen der Graphic Novel "Hinter Türen": Anna Wegener sieht sich als hochmotivierte Volontärin einer Lokalzeitung mit den Anzüglichkeiten ihres Chefs und Widerständen in der Redaktion konfrontiert. Inge Berger, 64, wurde von ihrem Mann misshandelt – doch ihr soziales Umfeld schaute weg.
"Hinter Türen" wurde im Oktober und November 2016 in vier Kapiteln online auf www.hinter-tueren.de veröffentlicht. Seit März 2018 liegt der Online-Comic nun erstmals auch in gedruckter Form vor. Die 52 Seiten starke Ausgabe kann von Facheinrichtungen und Beratungsstellen kostenfrei beim Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" bezogen werden. Bestellen Sie sie einfach online.
Betroffenen Frauen Mut machen, sich Hilfe zu holen
Die Schicksale der beiden Frauen stehen stellvertretend für die vielen Betroffenen, die beim Hilfetelefon anrufen, wenn sie Gewalt erlebt haben. "Die Fälle der Graphic Novel sind fiktiv. Aber die Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft ist es nicht", sagt die Leiterin des Hilfetelefons Petra Söchting. "Mit der Graphic Novel wollen wir das Thema in die Öffentlichkeit tragen – und zugleich allen Frauen, die von Gewalt betroffen sind, Mut machen, sich Hilfe zu holen."
Der Comicroman setzt ein deutliches Statement – ohne sich mit allzu einfachen Antworten zufrieden zu geben. Zugleich macht er Mut, bei Gewalt nicht wegzusehen, sondern zu helfen. "Ich wünsche mir, dass alle Menschen lernen, beim Thema Gewalt gegen Frauen genau hinzuschauen und zu interpretieren, was sie wahrnehmen", so Isabel Kreitz.
Die Köpfe hinter der Graphic Novel
Isabel Kreitz gehört zu den besten Comiczeichnerinnen Deutschlands. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Max-und-Moritz-Preis. Für Andreas Platthaus von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist sie der "stille Star des deutschen Comics". Isabel Kreitz lebt und arbeitet in Hamburg.
Stefan Dinter ist zweifacher Gewinner des ICOM-Independent-Comic-Preises. Er arbeitet seit 1995 als freier Illustrator und Comiczeichner für Zeitungen, Schulbuchverlage und Filmproduktionen. Stefan Dinter ist Gastdozent für sequenzielle Illustration an der Merz-Akademie und lebt in Stuttgart.