12.07.2024
Liebe Lesende,
das im Juni veröffentlichte Bundeslagebild Häusliche Gewalt verzeichnet weiter steigende Fallzahlen. Um diese Entwicklung aufzuhalten und alle Formen von Gewalt gegen Frauen zurückzudrängen, kommt es auch auf das soziale Umfeld Betroffener an. Was zivilgesellschaftliches Engagement leisten kann und wie das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" Angehörige und Menschen aus dem Freundeskreis oder der Nachbarschaft Betroffener unterstützt – über dies und mehr informieren wir Sie in der aktuellen Newsletter-Ausgabe.
Mit besten Grüßen
Petra Söchting
Leiterin Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"
Wie das soziale Umfeld Betroffene unterstützen kann
Eine Kollegin, die auf ein Beratungsangebot aufmerksam macht. Freiwillige aus der Nachbarschaft, die in einer Ausnahmesituation praktische Alltagshilfe leisten: Sowohl das Handeln Einzelner als auch das zivilgesellschaftliche Engagement im Umfeld Betroffener können entscheidend zur Prävention
und zur Unterstützung beitragen. Doch um aktiv zu werden, Verdachtsmomenten nachzugehen, über das Thema Gewalt an Frauen zu sprechen und sich zu vernetzen, fehlt es häufig an Informationen. Daher stehen die Beraterinnen des Hilfetelefons auch Menschen aus dem sozialen Umfeld zur Seite.
Seit 2010 hat sich die Initiative "StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt" zu einem der erfolgreichsten Angebote zur Gewaltprävention und zur Unterstützung betroffener Frauen entwickelt. Im Juni 2024 konnten erstmals über 50 aktive und im Aufbau befindliche Projekte in Deutschland und Österreich verzeichnet werden. Das Konzept basiert auf acht konkreten Handlungsschritten, die Häusliche Gewalt zum öffentlichen Thema machen. Sie zeigen, wie Menschen im Quartier etwas in Bewegung bringen, konkrete Unterstützung leisten und so das Leben im Stadtteil zum Positiven verändern können.
Im vergangenen Jahr waren über eine viertel Million (256.276) Menschen in Deutschland von Häuslicher Gewalt betroffen. Allein der Anteil der Fälle von Partnerschaftsgewalt stieg um 6,4 Prozent auf 167.639; 79,2 Prozent der 167.865 erfassten Opfer waren Frauen. Anlässlich der alarmierenden Zahlen verweist Petra Söchting, Leiterin des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen", bei der Vorstellung des aktuellen Lageberichts Häusliche Gewalt Anfang Juni in Berlin auf die ebenfalls steigende Zahl von Beratungskontakten: "Mit rund 59.000 Fällen ist das Beratungsaufkommen 2023 um rund 12 Prozent gestiegen und so hoch wie nie."
Um Männer zu ermutigen, unangebrachtes und gewalttätiges Verhalten direkt anzusprechen und gewaltbetroffene Frauen so zu unterstützen, hat das österreichische Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz die Kampagne "Mann spricht‘s an" ins Leben gerufen. Sie wendet sich mit Kampagnenmotiven und einer eigenen Webseite gezielt an Männer, informiert sie über Gewalt gegen Frauen im privaten Umfeld, im öffentlichen Raum sowie im Internet und macht auf Unterstützungsangebote aufmerksam.
Im Juni fand im brandenburgischen Cottbus der 29. Deutsche Präventionstag statt. Der weltweit größte Kongress zur Kriminalprävention bringt jährlich Fachkräfte und Interessierte zusammen und ermöglicht den interdisziplinären Dialog. Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" war erneut mit einem Infostand vor Ort und nutzte die Gelegenheit, die eigene Praxiserfahrung in den ressortübergreifenden Austausch einzubringen. Die neuen Infomaterialien mit der kurzen Nummer 116 016 fanden zudem großen Anklang bei den Interessierten am Messestand.
Auf Instagram werden seit dem Frühjahr 2024 keine Inhalte von politischer und gesellschaftlicher Relevanz mehr automatisch empfohlen. Diese Änderung (be-)trifft bedauerlicherweise auch die Ausspielung von Beiträgen zum Thema Gewalt gegen Frauen.
Wie Nicht-Abonnent*innen weiterhin von den Beiträgen des Hilfetelefons erreicht werden können und sich die Beschränkung politischer Inhalte mit wenigen Klicks aufheben lässt, erklären wir in unserer Kurzanleitung auf Instagram:
Ein von der stattblumen gUG ins Leben gerufener Fonds bietet Betroffenen von geschlechtsspezifischer Gewalt künftig eine unkomplizierte, schnelle und direkte finanzielle Unterstützung, um akute Notsituationen zu überwinden und sich langfristig ein gewaltfreies Leben aufzubauen. Unterstützt werden beispielsweise Anwalts- und Prozesskosten, Fahrtkosten in eine sichere Unterkunft, Kosten für Umzug, Kinderbetreuung, Therapie oder berufliche Weiterbildungen. Alle Beratungsstellen, die im bff: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe – Frauen gegen Gewalt e.V. organisiert sind, können ab Januar 2025 Gelder bei Tilda beantragen.
Nutzen Sie unsere Informationsmaterialien und unterstützen Sie uns dabei, das Beratungsangebot des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" noch bekannter und sichtbarer zu machen. So stellt etwa unser mehrsprachiger Flyer gewaltbetroffenen Frauen und ihrem sozialen Umfeld Informationen auf Deutsch, Französisch, Englisch, Türkisch, Russisch, Polnisch, Arabisch und Farsi/Dari zur Verfügung. Der Flyer zum Angebot des Hilfetelefons kann wie alle anderen Infomaterialien – darunter auch Aufkleber, Plakate und Abreißzettel – direkt heruntergeladen oder als Printversion kostenfrei bestellt werden.
Gerne stellen wir Ihnen z. B. Beiträge aus unserem Newsletter zur Veröffentlichung in Ihren eigenen Medien zur Verfügung. Sprechen Sie uns an unter: +49 30/30 88 11-42 oder …