07.06.2023
Liebe Leserinnen und Leser,
vor zehn Jahren führten Beraterinnen des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" die ersten Gespräche mit gewaltbetroffenen Frauen, Personen aus ihrem Umfeld oder Fachkräften. Damals wurde etwas Neues auf den Weg gebracht – eine bundesweite Rund-um-die Uhr-Beratung. Eine Erfolgsgeschichte, an der viele mitgeschrieben haben. Doch Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor ein gesamtgesellschaftliches Problem, bei dem alle aufgefordert sind, hinzuschauen und aktiv zu werden.
Mit besten Grüßen
Petra Söchting
Leiterin Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen“
Würdigung des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen"
"Das Hilfetelefon ist zu einer Institution in Deutschland geworden. Es wurde und wird von Menschen gemacht, die alles geben, um von Gewalt betroffene Frauen bestmöglich zu unterstützen", erklärt Bundesfrauenministerin Lisa Paus zum Jubiläum des Hilfetelefons. Auch Martina Hannak, Präsidentin des Bundes-
amtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben betont die Bedeutung des Angebots: "Nach wie vor ist das Ausmaß von Gewalt gegen Frauen erschreckend hoch. Frauen darin zu bestärken, sich zu jeder Zeit vertrauensvoll an das Hilfetelefon zu wenden, bleibt daher unser vorrangiges Ziel."
116 016 – unter dieser Nummer bekommen gewaltbetroffene Frauen demnächst in 15 Ländern Europas Hilfe. 22 EU-Staaten, die Schweiz und die Europäische Kommission unterstützen das Vorhaben einer europaweit einheitlichen Nummer, unter der das jeweilige nationale Hilfetelefon erreichbar ist. Die bisherige Nummer 08000 116 016 bleibt für Anrufende aus allen deutschen Telefon- und Mobilfunknetzen für ein Jahr parallel bestehen. Mit der Einführung der neuen Nummer haben wir auch das Design unseres Logos angepasst: mit einer barrierefreien frischen Farbgebung und einem neuen Signet.
Vor zehn Jahren hat sie maßgeblich dazu beigetragen, das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" aus der Taufe zu heben: Dr. Birgit Schweikert ist Leiterin der Unterabteilung 40 Abteilung Gleichstellung im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Im Interview spricht sie darüber, wie es gelang, das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" auf den Weg zu bringen und im Gesetz zu verankern – und welche Herausforderungen sie bei der Prävention und dem Schutz von Frauen vor geschlechtsspezifischer Gewalt heute sieht.
Als das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" vor zehn Jahren gegründet wurde, war es mit seiner Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit, dem Dolmetschdienst und seiner Lotsenfunktion einmalig in seiner Art. Schutzunterkünfte, Beratungs- und Interventionsstellen für von Gewalt betroffene Frauen gab es bereits. Doch Studien zeigten, dass nur etwa jede fünfte Betroffene den Weg in die örtlichen Unterstützungseinrichtungen fand. Um das Hilfetelefon gut in der Hilfelandschaft zu verankern, wurde ein Beirat eingesetzt, der das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" mit seiner fachlichen Expertise begleitet.
Seit seiner Gründung vor zehn Jahren hat das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ein breites Partnernetzwerk aufgebaut. Polizei und Gesundheitswesen, Medien, Unternehmen, andere Unterstützungs- und Beratungsangebote, Landkreise und Kommunen unterstützen das Hilfetelefon dabei, seine Bekanntheit zu steigern und noch sichtbarer zu werden. Einige der Partnerinnen und Partner haben wir beispielhaft zu den Gründen für ihr Engagement befragt – das reicht von der Platzierung der Rufnummer auf Hygieneartikeln der Drogeriekette Rossmann bis hin zu Werbung in Bussen und Bahnen in Kommunen.
Blicken Sie gemeinsam mit uns auf "Zehn Jahre Hilfetelefon ‚Gewalt gegen Frauen‘" zurück. Lesen Sie in unserer Jubiläumsbroschüre, mit welchen Vorstellungen wir 2013 gestartet sind und wie sich das Beratungsgeschehen beim Hilfetelefon in der vergangenen Dekade entwickelt hat. Mehr als 388.000 Beratungsgespräche haben die Beraterinnen von 2013 bis 2022 geführt, davon rund 216.000 mit selbst von Gewalt betroffenen Personen. Erfahren Sie außerdem, wie unsere Partnerinnen und Partner sowie der Beirat des Hilfetelefon zum Erfolg des Beratungsangebotes beigetragen haben.
Seit Jahren engagiert sich die Schauspielerin und promovierte Ärztin Dr. Maria Furtwängler gegen geschlechtsspezifische Gewalt: Mit ihrer Tochter Elisabeth gründete sie 2016 die MaLisa Stiftung, die für die Beendigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen eintritt. Zum Jubiläum des Hilfetelefons fand sie unterstützende Worte: "Eine gleichberechtigte Gesellschaft ist nur möglich, wenn es gelingt, die Gewalt gegen Frauen zu beenden. Bis dieses Ziel erreicht wird, ist es wichtig, dass alle Menschen in Deutschland die Nummer 116 016 kennen." Dr. Furtwängler war eine von sechs Podiumsgästen, die am 1. Juni gemeinsam mit Bundesfrauenministerin Lisa Paus über die aktuellen Herausforderungen beim Thema Gewalt gegen Frauen diskutierte.
Diese Frage haben wir unterschiedlichen Personen gestellt, die das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" in den vergangenen zehn Jahren begleitet haben. Ihre Worte haben uns sehr bewegt. Herzlichen Dank!
Die Ergebnisse des Jahresberichts 2022 zeigen: Die Belastungen durch die Corona-Pandemie waren nicht mehr im gleichen Maß bestimmendes Thema wie in den Jahren zuvor. Stattdessen führten die mit dem Krieg in der Ukraine verbundenen Fluchtbewegungen zu mehr Beratungsbedarf. Rund 800 Beratungen erfolgten im Jahr 2022 in russischer oder ukrainischer Sprache. Nach wie vor ging es auch 2022 in der Mehrzahl aller Beratungen um Häusliche Gewalt. Der Großteil der Ratsuchenden wandte sich dabei wie in den Vorjahren telefonisch an das Hilfetelefon.
In einer Infografik haben wir die wichtigsten Zahlen aus zehn Jahren Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" zusammengestellt.
Unterstützen auch Sie dabei, das Beratungsangebot des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" noch bekannter und sichtbarer zu machen. Bestellen Sie die Informationsmaterialien jederzeit kostenlos über unser Online-Formular oder laden Sie sie herunter. Materialien mit der neuen Wort-Bild-Marke werden sukzessive zur Verfügung gestellt. Da die Nummer mit der Vorwahl 08000 für die Übergangszeit von einem Jahr erreichbar bleibt, behalten die bisherigen Materialien vorerst ihre Aktualität – Bestände müssen nicht vernichtet werden.
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