Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

© Annika de Buhr

02.03.2017

Mit persönlichen Botschaften gegen das Schweigen

Die Wimpelaktion des Hilfetelefons fand bundesweit große Resonanz – nicht nur in den sozialen Netzwerken


"Für mich persönlich heißt Schweigen brechen vor allem: betroffenen Frauen und auch Männern Mut zu machen – Mut, sich Hilfe zu suchen und so ein neues Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen", so lautete die Botschaft von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2016. Gemeinsam mit dem Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" rief die Bundesfamilienministerin dazu auf, öffentlich Stellung zu beziehen. Unter dem Motto "Schweigen brechen heißt ..." sollten alle Menschen aufzeigen, wie wichtig es ist, das Thema Gewalt gegen Frauen aus der Tabuzone zu holen. Tausende folgten dem Aufruf und teilten die Nummer des Hilfetelefons – im Netz und auf der Straße.

Bunte Wimpel mit starken Botschaften

"Schweigen brechen heißt ... Frauen stärken!" oder auch "Schweigen brechen heißt ... Ängste überwinden!": Die Resonanz zur Mitmachaktion des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" war überwältigend. Zahlreiche Fotobeiträge mit einem oder mehreren ausgefüllten Wimpeln erhielt das Hilfetelefon per E-Mail, viele weitere wurden unter dem Hashtag #schweigenbrechen in den sozialen Netzwerken geteilt. Auf diese Weise erreichte der Hashtag zur Aktion bei Facebook, Twitter und Instagram mindestens acht Millionen Menschen. Alle Beiträge wurden auf der Aktionsseite www.aktion.hilfetelefon.de zentral gesammelt und täglich ergänzt.

© Elke Ernst

Prominente Unterstützung

Zahlreiche Prominente aus Medien, Politik und Sport wurden für die Aktion gewonnen, viele bereits zum wiederholten Mal. Mit persönlichen Wimpel-Botschaften und Fotos machten sie Mut und forderten ihre Fans auf, sich ebenfalls zu beteiligen. "Wir sollten als Gesellschaft das Schweigen brechen.", forderte etwa Kabarettist Abdelkarim auf Facebook. Für ihn bedeutet Schweigen brechen, "Grenzen aufzeigen!". Die Moderatorin Sandra Maischberger, der Schauspieler Max von der Groeben, die Ex-Profifußballerin Kim Kulig, der Schauspieler Patrick Mölleken und Moderatorin Annika de Buhr: Sie und viele weitere Prominente unterstützten das Hilfetelefon dabei, die Beratung in den öffentlichen Fokus zu rücken. "Schweigen brechen heißt für sich und andere aufzustehen!", so die Sängerin Joy Denalane. An einer Fotoaktion im Bundestag beteiligten sich zudem zahlreiche Politikerinnen und Politiker aller vier Fraktionen sowie mehrere Bundesministerinnen und Bundesminister, unter ihnen Frank-Walter Steinmeier, Andrea Nahles und Hermann Gröhe.

Schweigen brechen, Mut machen

Doch auch abseits von Politik und Medien sorgten die Wimpel des Hilfetelefons für Aufsehen. So etwa in Pasewalk und Erfurt. In Pasewalk kam die Wimpelkette anlässlich der Anti-Gewalt-Woche zum Einsatz. Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle für Betroffene von Häuslicher Gewalt und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt organisierten eine Ausstellung im Pasewalker Rathaus. Gezeigt wurden Bilder von Kindern einer Kindertagesstätte und von den Schülerinnen und Schülern zweier Gymnasien, die sich mit den Themen "Gefühle" und "Gewalt" auseinandersetzten. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung konnte sich jeder einen Wimpel aussuchen und ihn individuell beschriften.
 
Im Frauenzentrum in Erfurt setzten sich Beraterinnen und Ehrenamtliche zusammen und fanden gemeinsam eine starke Botschaft für Engagierte gegen Gewalt und für Frauen, die ihre Situation verändern wollen: "Schweigen brechen heißt ... aktiv werden!" Das gemeinsame Wimpel-Bild macht auch auf der Aktionsseite www.aktion.hilfetelefon.de weiterhin Mut, sich für betroffene Frauen und ihr Umfeld einzusetzen. Dort finden sich viele weitere Beispiele für Aktionen rund um die Wimpelketten.

© Regina Sabloty

Deutliche Worte beim Empfang des Hilfetelefons

Gemeinsam das Schweigen brechen: Im Rahmen eines Empfangs, der anlässlich der Mitmachaktion im Bundesfamilienministerium stattfand, würdigte Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig am 22. November 2016 bereits zum dritten Mal das Engagement von Personen und Einrichtungen, die das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unterstützen und bei der Bekanntmachung des bundesweiten Beratungsangebots helfen.
 
In der Talkrunde zum Thema "Schweigen brechen heißt ..." diskutierte Manuela Schwesig mit dem BKA-Präsidenten Holger Münch, der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen Verena Bentele und Petra Söchting, der Leiterin des Hilfetelefons. Themen der Diskussion waren unter anderem die aktuelle BKA-Studie zu Partnerschaftsgewalt sowie Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen.
 
BKA-Präsident Münch lobte die gute Zusammenarbeit mit den Organisationen aus dem Unterstützernetzwerk und wies auf die Niedrigschwelligkeit hin, mit der Betroffene beim Hilfetelefon Rat und Unterstützung erhalten. Verena Bentele fand deutliche Worte zur besonderen Gefährdung von Frauen mit Behinderungen: "Frauen mit Behinderungen sind im Schnitt doppelt so häufig von Gewalt betroffen wie Frauen ohne Behinderungen. Deswegen ist es wichtig, sie zu stärken, damit sie ein Bewusstsein für Grenzüberschreitungen entwickeln und sich wehren können."
 
Ein Highlight des Get-togethers, das im Anschluss an die Talkrunde stattfand: die Ausstellung zur Graphic Novel "Hinter Türen" . Die Geschichte wurde in Zusammenarbeit mit dem Künstlerduo Isabel Kreitz und Stefan Dinter entwickelt und erzählt in vier Kapiteln von zwei unterschiedlichen Frauen, die Gewalt erfahren – die eine durch ihren Ehemann. Dass Betroffene von Häuslicher Gewalt sich oft nicht trauen, jemanden ins Vertrauen zu ziehen, sieht Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig mit Sorge: "Häusliche Gewalt ist oft ein Tabuthema. Deshalb ist es wichtig, dass wir dieses Schweigen brechen. Häusliche Gewalt ist keine Privatsache, sondern geht uns alle an."

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