Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

01.06.2023

Jahresbericht 2022 zeigt leichten Rückgang der Beratungen

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" hat im Jahr 2022 rund 52.700 Beratungen durchgeführt. Das ist ein Rückgang von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dennoch liegt das Beratungsaufkommen um 18 Prozent höher als noch im Jahr 2019 vor der Corona-Pandemie. Im Unterschied zu den Jahren 2020 und 2021 werden die Belastungen durch die Corona-Pandemie allerdings seltener thematisiert. Häusliche Gewalt ist nach wie vor der häufigste Beweggrund, sich beim Hilfetelefon zu melden. Wie in den Vorjahren geht es in 60 Prozent der Fälle um Gewalt durch den (Ex-)Partner. Zweithäufigster Grund der Kontaktaufnahme ist sexualisierte Gewalt. Der Anteil liegt stabil bei rund 13 Prozent.

Fremdsprachige Beratungen, die inzwischen in 18 Fremdsprachen möglich sind, verzeichnen einen Anstieg von 10 Prozent. Etwa 4.000-mal wird eine Dolmetscherin in die Beratung eingebunden. Seit Mai 2022 ist die Beratung auch auf Ukrainisch möglich. Rund 800 Beratungen erfolgen im Jahr 2022 in russischer oder ukrainischer Sprache. Zusammen liegen sie damit noch vor den Gesprächen auf Arabisch und Farsi/Dari, die seit 2016 am meisten nachgefragt wurden.

Krieg in der Ukraine führt zu mehr Beratungsbedarf

Seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine sind viele Frauen mit ihren Kindern nach Deutschland geflohen. Im Kontext von Krieg und Flucht steigt das Risiko für geschlechtsspezifische Gewalt. Das Hilfetelefon informiert mit hilfe eines Faltblatts in ukrainischer Sprache über das Beratungsangebot. Ein weiteres Infoblatt richtet sich an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.

Wie in den Jahren 2015/2016, als viele Geflüchtete nach Deutschland kamen, wird das Hilfetelefon breit beworben. In der Öffentlichkeit finden sich insbesondere Hinweise auf die Mehrsprachigkeit des Angebotes, wobei oftmals der Bezug zum Thema Gewalt gegen Frauen verloren geht. Auch im Jahr 2022 melden sich daher viele ehrenamtliche Helfende, die Geflüchtete unterstützen möchten, oder Menschen, die über ihre Angst vor einer Eskalation der Kriegssituation sprechen wollen.

Erst in der zweiten Jahreshälfte gehen vermehrt Anfragen von gewaltbetroffenen Frauen aus der Ukraine ein. Nach ihrer Ankunft stehen für sie zunächst existenzielle Dinge wie Registrierung, finanzielle Absicherung, Unterkunft oder medizinische Versorgung im Vordergrund. Erst wenn sie sich ansatzweise sicher fühlen, können sie sich mit der Verarbeitung traumatischer Erlebnisse auseinandersetzen. Verständliche Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten zu bekommen sowie Gewalterfahrungen ohne Sprachbarrieren schildern zu können, bedeutet in vielen Fällen eine erste große Entlastung.

Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: Das Jahr in Zahlen 2022 – PDF, 482 MB

Pressemitteilung: Seit zehn Jahren schnelle und kompetente Unterstützung – zum Jubiläum neue, einheitliche Rufnummer in Deutschland – PDF, 241 KB

Infografik "Zehn Jahre Hilfetelefon ´Gewalt gegen Frauen´ " – PDF, 1,5 MB

Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen": Das Jahr in Zahlen 2021 – PDF, 882 MB

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