Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

Menschenhandel: Von Arbeitsausbeutung bis Zwangsprostitution

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" berät unter der Rufnummer 116 016 vertraulich, anonym und in 19 Sprachen zu Menschenhandel und Ausbeutung.

Die folgende Seite informiert betroffene Frauen, deren soziales Umfeld  sowie Fachkräfte darüber, wie die Erstberatung durch das Hilfetelefon funktioniert, und gibt Antworten auf häufige Fragen zum Thema Menschenhandel.

Sie sind betroffen? So können Sie uns erreichen.

Überblick: Menschenhandel

Weltweit werden tausende Menschen durch die Androhung und Ausübung von Gewalt oder die Ausnutzung einer Zwangslage zur Prostitution oder Arbeit gezwungen. Oft ist damit der Aufenthalt in einem fremden Land verbunden. Überwiegend gehören Frauen und Kinder zu den Betroffenen. Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" berät Frauen, die von Menschenhandel, Arbeitsausbeutung, Zwangsarbeit, Zwangsprostitution, Zwangsheirat oder der Loverboy-Methode betroffen sind. Auch unterstützende Personen sowie Fachkräfte können sich mit ihren Fragen an die Beraterinnen des Hilfetelefons wenden.

So unterstützt das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist ein Erstberatungsangebot für betroffene Frauen, unterstützende Personen und Fachkräfte, die zum Thema Menschenhandel Rat suchen. Die Beratung ist anonym, kostenfrei sowie ergebnisoffen und erfolgt ausschließlich durch weibliche Fachkräfte. Für eine längerfristige Begleitung und Unterstützung vermitteln die Beraterinnen an Fachberatungsstellen und geeignete Einrichtungen vor Ort weiter. Das Hilfetelefon ist unter der 116 016 rund um die Uhr erreichbar – auch an Wochenenden und Feiertagen.

Informationen für Betroffene

Sie werden ausgebeutet und möchten sich beraten lassen, aber …

  • Sie haben Angst vor den Folgen?
  • Sie möchten niemanden verraten?
  • Sie sprechen kein Deutsch?
  • Sie fürchten sich vor Abschiebung?
  • Sie möchten Ihren Namen nicht nennen?

Eine Beratung beim Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist sicher.

Wir beraten Sie kostenfrei und anonym. Unsere Beraterinnen unterliegen der Schweigepflicht. Sie müssen uns keine Namen oder persönliche Daten nennen. Sie sind zu nichts verpflichtet und entscheiden selbst darüber, ob und welche Schritte Sie unternehmen möchten. Unsere Beraterinnen sind telefonisch auf Deutsch und in 18 Fremdsprachen erreichbar. Darüber hinaus beraten wir Sie auch online – per E-Mail oder im Chat.

Informationen für Menschen aus dem sozialen Umfeld

Sie wissen oder haben den Verdacht, dass eine Frau in Ihrem Umfeld von Zwangsprostitution oder Arbeitsausbeutung betroffen ist, und möchten helfen? Beim Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" finden Sie rund um die Uhr Rat und Unterstützung. Was immer Sie uns mitteilen, behandeln wir vertraulich. Die Beraterin bespricht mit Ihnen gemeinsam, was Sie im individuellen Fall tun können. Zum Beispiel, wenn sich eine Betroffene von Menschenhandel vor weitreichenden Konsequenzen wie etwa einem möglichen Ermittlungs- und Strafverfahren oder vor Abschiebung fürchtet und sich deshalb nicht persönlich an uns wenden möchte.

Informationen für Fachkräfte

Sie leiten einen Sprachkurs oder arbeiten in einer Flüchtlingsunterkunft? Sie sind in einem städtischen Krankenhaus, in einer Arbeitsagentur oder bei der Bahnhofsmission tätig? Sie arbeiten beim Zoll, der Polizei oder in der Stadtverwaltung? Dann kommen Sie möglicherweise mit Frauen, die von Menschenhandel betroffen sind, in Kontakt. Schauen Sie nicht weg, sondern nutzen Sie die Chance, Betroffene zu erreichen und auf Beratungsstellen und Hilfsangebote aufmerksam zu machen. Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unterstützt Sie dabei: Wenden Sie sich jederzeit an unsere Beraterinnen, um sich vertraulich auszutauschen und sich über Einrichtungen vor Ort zu informieren. Oder nutzen Sie auch gerne die Infomaterialien des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen", um Frauen in Ihrem Umfeld auf die 116 016 aufmerksam zu machen.

Häufige Fragen zum Thema Menschenhandel

Menschenhandel ist eine schwere Menschenrechtsverletzung. Kernelemente des Menschenhandels sind Nötigung, Zwang und Täuschung. Dabei muss nicht zwangsläufig ein Grenzübertritt zwischen Ländern stattfinden. Menschenhandel kann auch innerhalb Deutschlands erfolgen. Vor allem Frauen sind betroffen. Laut Bundeslagebild Menschenhandel 2023 waren 94,8 Prozent der erfassten Opfer im Bereich des Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung weiblich.

Menschenhandel liegt vor, wenn eine Person unter Ausnutzung ihrer Zwangslage in eine Ausbeutungssituation gebracht wird. Frauen, die von Menschenhandel betroffen sind, werden von ihrem vertrauten sozialen oder kulturellen Umfeld getrennt. Die Täterinnen und Täter zwingen sie unter ausbeuterischen Bedingungen zu arbeiten und zu leben. Unter Menschenhandel fallen z.B. ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, sexuelle Ausbeutung und Zwangsprostitution, Zwangsheirat sowie die Ausbeutung von strafbaren Handlungen oder der Betteltätigkeit. Menschenhandel und Ausbeutung sind in Deutschland als Straftaten im Strafgesetzbuch (StGB) definiert. Die verschiedenen Formen können häufig nicht scharf voneinander getrennt werden, da in vielen Fällen Gemeinsamkeiten bestehen und die Übergänge oft fließend sind. So steht die sexuelle Ausbeutung durch Zwangsprostitution häufig in Verbindung mit wirtschaftlichen Notlagen durch die vollständige Kontrolle der Täter über die Einnahmen Betroffener.

In Deutschland werden Frauen aus dem In- und Ausland in allen Branchen ausgebeutet. Insbesondere im Bereich der kommerziellen sexuellen Ausbeutung aber auch in der Gastronomie, der Reinigungsbranche, in privaten Haushalten, der Landwirtschaft, der Lebensmittelindustrie, dem Baugewerbe, im Schaustellergewerbe oder in der Transportbranche. Zunehmend werden auch Mietunterkünfte, die auf Internetplattformen vermittelt werden, zum Zweck des Menschenhandels missbraucht.

Die Täter sind überwiegend männlich und stammen häufig aus großen Netzwerken der organisierten Kriminalität. Frauen treten als Täterinnen in verstärktem Maße bei der Anwerbung und Kontrolle der betroffenen Frauen auf. Auch internationale Heiratsagenturen oder Arbeitsvermittlungen können an Menschenhandel beteiligt sein. Gleichzeitig gibt es auch Fälle, in denen die Täterinnen und Täter zum näheren sozialen oder familiären Umfeld der Betroffenen zählen.

Menschenhändler locken betroffene Frauen im Vorfeld häufig mit falschen Versprechungen. Sie verschweigen ihnen, dass sie für Verpflegung, Unterkunft, Pass oder Visum hohe Geldsummen verlangen und machen Betroffene so gezielt abhängig. Die Kriminellen nutzen die Notlage von Frauen aus, nehmen ihnen jegliche Entscheidungsfreiheit und vermitteln ihnen, keine Alternativen zu Zwangsprostitution oder Zwangsarbeit mehr zu haben. Häufig werden Betroffene misshandelt oder ihnen wird damit gedroht, Familienangehörigen Gewalt anzutun. In einigen Fällen entscheiden sich die Frauen zunächst freiwillig für einen Ortswechsel und die Tätigkeit, weil sie über die tatsächlichen Arbeits- und Lebensbedingungen getäuscht wurden.

Die Loverboy-Methode ist eine manipulative Strategie, um Frauen auszubeuten. Die Täter bauen über Wochen und Monate eine intensive Beziehung zu den Betroffenen auf, geben sich verständnisvoll, aufmerksam, fürsorglich und spielen ihnen die große Liebe vor. Ist es den „Loverboys“ gelungen, die betroffenen Frauen emotional abhängig zu machen und sie von Familie und Freundeskreis zu isolieren, beginnt der Weg in die Ausbeutung. In vielen Fällen werden Betroffene von den Tätern – die sich nun häufig als Menschenhändler oder Zuhälter entpuppen – in die Prostitution gezwungen. Nicht nur die emotionale Bindung wird als Druckmittel eingesetzt. Die Täter täuschen, lügen, drohen und wenden physische Gewalt an, damit sich Betroffene ihren Forderungen nicht entziehen.

Unter anderem die im Jahr 2024 überarbeitete EU-Richtlinie gegen Menschenhandel ordnet Zwangsheirat als eine Form des Menschenhandels ein. Frauen, die mit Drohungen, physischem oder psychischem Druck in eine Ehe gezwungen werden, werden ihrer Entscheidungsfreiheit beraubt und in eine Situation gebracht, aus der sie häufig schwer entkommen.

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