Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

02.08.2016

Leinen los! Das Hilfetelefon auf hoher See

Stark für das Hilfetelefon: Ein Hafenarzt macht das Angebot des Hilfetelefons auf Kreuzfahrtschiffen bekannt

Ein nebliger Tag in Hamburg: Noch liegt der strahlend weiße Luxusliner am Kai. Eilig werden letzte Vorbereitungen getroffen, Gepäck verladen, Abschiedsgrüße gerufen. Bald wird das Schiff mit über 3.000 Passagieren in See stechen; das Ziel: New York. Doch bevor der Ozeanriese ablegt, sieht Dr. Martin Dirksen-Fischer vom Hafenärztlichen Dienst der Freien und Hansestadt Hamburg nach dem Rechten: Hygiene, Wasserqualität und medizinische Versorgung werden geprüft und mit den Fachkräften besprochen. "So ein Kreuzfahrtschiff ist ja wie ein kleines Dorf", erklärt Dirksen-Fischer, "und dieses Dorf soll möglichst gesund bleiben." Für den Hafenarzt zählt dazu auch die Aufklärung über das Thema Gewalt gegen Frauen. Kurzerhand drückt der Mediziner dem diensthabenden Schiffsoffizier einige orangefarbene Flyer des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" in die Hand: "Bitte auslegen!".

Die nächste Frauenberatungsstelle ist oft tausende Kilometer entfernt

"Gewalt gegen Frauen an Bord? Auch wenn es im deutschsprachigen Raum bislang kaum Forschung dazu gibt, wir gehen davon aus, dass es leider entsprechende Vorfälle gibt", so Dirksen-Fischer. Dabei sind Frauen auf Schiffen längst keine Ausnahmeerscheinung mehr und durchkreuzen als Passagierinnen und auch als Arbeitskräfte die sieben Weltmeere. Von der Reinigungskraft über die Maschinistin bis hin zur Kapitänin leben und arbeiten Frauen aus verschiedensten Ländern oft wochenlang auf hoher See.

Doch wenn eine Frau an Bord Gewalt erfährt, ist meist keine Hilfe in Sicht: Die nächste Polizeiwache oder Frauenberatungsstelle befindet sich tausende Kilometer weit entfernt. "Darum kam bei uns die Frage auf, ob es nicht eine Telefonnummer gibt, an die sich Frauen wenden können, wenn sie Gewalt erfahren. Und da sind wir auf das Hilfetelefon gekommen", berichtet Hafenarzt Dirksen-Fischer. Das Angebot sei für Seefrauen besonders geeignet: "Zum einen hat das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" viele Dolmetscherinnen, sodass sich betroffene Frauen aus den verschiedensten Ländern in ihrer Muttersprache beraten lassen können. Zum anderen ist es kostenlos und bundesweit, von allen Häfen aus erreichbar."

Crewmitglieder auf Beratungsmöglichkeiten hinweisen

An der Seite von Partnerinnen und Partnern aus Industrie und Kirche macht Martin Dirksen-Fischer seit Sommer 2016 die Nummer des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" bekannt. Mit einem auf Englisch verfassten Anschreiben und dem mehrsprachigen Material des Hilfetelefons tritt er über verschiedene Wege an Seeleute heran: "Wir verteilen diese Information an alle hafenärztlichen Dienste, aber auch an den Verband der Kreuzfahrtindustrie und im Seefahrer-Klub ‚Duckdalben‘. Und natürlich im Rahmen unserer Kontrollen an Bord. Damit erreichen wir jedes Schiff, das im Hamburger Hafen einläuft."

Mit dieser Aktion stellt der Arzt mit seinem Team sicher, dass weibliche Seeleute erfahren, wo sie Hilfe bei Gewalt finden können. "Das ganze ist vielleicht keine riesige Aktion – aber es ist doch immerhin ein Anfang", so Dirksen-Fischer.

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